Ich bin bei Euch

Veröffentlicht am 1 KommentarVeröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß, Passion_Ostern2021

Es gibt sie noch. Die Kids der Liederbande proben seit Monaten online weiter. Für das Osterfest haben sie sich ein Lied aus dem Musical „Ich bin bei Euch“ ausgesucht. Auch wenn es allen schwer fällt, allein vor einem Monitor zu singen: Sie sind alle mit dem Herzen dabei. Viel Spaß!

Hat es Ihnen gefallen? Wir freuen uns über Kommentare!
Weitere Beiträge zur Passions- und Osterzeit finden Sie hier.

60% Wahrheit

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Gemeinde, Passion_Ostern2021

Für 60 Prozent Wahrheit stirbt man nicht. Karfreitag. Der Tag, der uns eine Frage stellt: Wofür setzt Du Dein Leben aufs Spiel?  Die Bibel jedenfalls sagt, dass Jesus überzeugt war, den Weg des Leids und des Todes gehen zu müssen. 

Hat es Ihnen gefallen? Wir freuen uns über Kommentare!
Weitere Beiträge zur Passions- und Osterzeit finden Sie hier.

Abendmahl to go

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Passion_Ostern2021

Ein Stück Brot und ein Schluck Wein oder Wasser. Mehr braucht es nicht.
Gründonnerstag erinnern wir an das letzte Abendmahl Jesu. Jeder und jede kann mitfeiern.

Hat es Ihnen gefallen? Wir freuen uns über Kommentare!
Weitere Beiträge zur Passions- und Osterzeit finden Sie hier.

Das Jahr der Qualle

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Gemeinde

War es ein gutes Jahr? Die Nein-Liste ist lang. Ich schreibe auf,  was nicht möglich war. Die ausgefallenen Feste. Die fehlenden Umarmungen. Den immer noch nicht aufgeräumten Schrank. Die nicht besuchten Mütter.

Dann ein Absatz. Ich schreibe auf, was mir zu groß war. Dann das, woran ich mal wieder scheiterte. All die Dinge, die ich hätte besser machen sollen. Die alle gemeinsam hätten besser machen sollen – und es nicht wollten oder nicht konnten.

Dann setze ich ein Fragezeichen. Warum fällt mir am Ende eines Jahres immer nur eine Verliererliste ein. Warum denke ich überhaupt in Gewinn und Verlust. In den Schlagzeilen kommt das immer gut: Gewinner der Pandemie sind die Internetkonzerne, die Lieferdienste. Und verloren haben mal wieder die Alleinerziehenden, der Einzelhandel, die Kunstszene, die Gastronomie und der heilige Dreiklang „Arme, Schwache, Kranke“. In vielen Leben steht da heute ein dickes „Nein.“ Gutes besiegt von den Umständen. Schachmatt gesetzt in zwölf Zügen. Kein Ausweg in Sicht.

Die Künstlerin Yoko Ono entwarf 1966 ein Schachspiel ganz in Weiß. Es konnte nicht gespielt werden. Die Spielidee von Siegern und Besiegten funktionierte ohne die schwarzen Figuren einfach nicht. Das Schachspiel wurde einst als Kriegsspiel erfunden. Ganz in weiß feierte es den friedlichen Kompromiss. 

Ausgerechnet diese Ausstellung sollte John Lennon, schon berühmt durch die Beatles, besuchen. Er war irritiert von dem Schachbrett. Stieg aber trotzdem auf die Leiter eines weiteren Kunstwerkes von Ono. Ganz oben hing eine Lupe. Mit ihrer Hilfe konnte er einen winzigen Zettel entziffern, der an der Decke klebte. Darauf stand nur ein Wort: „Yes“. 

Er kam sich vor wie ein Idiot, erzählte er später. Wenn da ein „Nein“ gestanden hätte, wäre er gegangen. Aber dieses „Ja“ rührte ihn. 

„Ja“, sollten die beiden dann auch zueinander sagen. Sollten eine Ehe führen mit manchmal peinlichen, oft genug aber spektakulären Kunstaktionen. Immer schwang darin ein „Ja“ mit. Das Ja zum Leben, zu der Liebe, zum Frieden, zu Visionen. 

„Ja-Sager“ leben gefährlich. Werden ausgenutzt, übers Ohr gehauen, lese ich in diversen Ratgebern. „Lerne endlich Nein zu sagen in vier einfachen Schritten.“ Da ist was dran, wenn von der anderen Seite eine positive Antwort erwartet wird. Positiv nur für den Fragenden, nicht für den Antwortenden. Nein, niemand muss zu allem und jederzeit „Ja“ und „Amen“ sagen. Noch nicht einmal in der Kirche. 

Wann muss ich „Ja“ sagen zu meinem Leben? Wenn es gerade gewirbelt wird, wenn die Zukunft, die finanziellen Absicherungen nur noch ein Flickenteppich sind. Wenn die Sorge, als ungebetener Gast am Frühstückstisch sitzt und einfach nicht mehr gehen will. 

Ich könnte jetzt etwas aus der Bibel zitieren. Nützt nur nichts. Füllt nicht das Bankkonto oder den Einkaufswagen, bringt keine Aufträge oder neue Kunden. 

Ich kann nur erzählen, was ich mit meiner Nein-Liste gemacht habe. Sie ist im Altpapiercontainer gelandet. Einen Fitzel Papier habe ich aufgehoben. Ein „Ja“ darauf geschrieben. Ein „Ja“ für das kommende Jahr. Damit ich hellsichtig werde für all die Wunder, die es mir vor die Füße werfen wird. Für all die Stolpersteine, die sich vielleicht zu schützenden Mauern verfugen lassen. Für Quallen, die seit 670 Millionen Jahren in den Ozeanen leben. Die kein Gehirn haben und  sich dennoch selbst reparieren können. Die sogar leuchten können. 

Menschen sind viel komplexere Wesen. Aber auch sie leuchten, wenn sie lächeln, lieben, Gutes tun.

Kerstin Hanke, Pfarrerin

Bildnachweis: Gernot Hoersch

Vom weihnachtlichen Parkplatz-Segen

Veröffentlicht am 2 KommentareVeröffentlicht in Gemeinde, Weihnachten2020

Autofahrer blinken vor der nächsten freiwerdenden Parklücke. Der Hintermann hupt entnervt. Vor der Einkaufswagen-Station warten die Kunden geduldig. Die Kirchenglocken der Johannes-Kirche läuten zur 12. Stunde des Tages. 

Es ist der Montag vor dem Heiligen Abend. Höchste Zeit die Vorräte aufzustocken. Das Fest verlangt nach Braten, Knödeln, Marzipan. Vier Tage müssen geplant sein. Voll sind die Taschen der Kunden. Das Verstauen der Waren im Kofferraum ist eine logistische Herausforderung. Es gibt nur wenige freie Flecken auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums. Vier Quadratmeter Asphalt vor den Fahrradständer sind noch frei.

Dort bauen wir unsere provisorische Kirche auf. Zwei Windlichter über die ein schwarz-gelbes Flatterband die Abstandsregeln anzeigt. „Angebot heute“  steht in fetten Buchstaben auf dem Aufsteller. Darunter „Persönlicher Weihnachtssegen“. Die Menschen tragen Winterjacken. Die Sonne scheint, der Wind ist kalt. Trotz dem Wollpullover unter dem Talar fröstelt es mich. Kirche gehört unter die Leute. Davon bin ich überzeugt. Ob es die anderen auch so sehen?

Ich bin ein Fremdkörper in diesem geschäftigen Treiben. Ich passe nicht so recht zu der Weihnachtsdekoration des Blumenhandels. Meine Maske ähnelt einem Entenschnabel. Einen Friseurbesuch hätte ich zudem bitter nötig.

Was soll das alles hier? Es geht um Segen. Der ist schon ein vertracktes Ding. Einen Fluch kann man aufheben- einen Segen nicht. In einer Zeit, in der alles Selbstverständliche ins Wanken gerät, ist und bleibt er ein Fels in der Brandung.

„Möchten Sie vielleicht einen persönlichen Weihnachtssegen?“

Diesen Satz sage ich hunderte Male. Manche winken ab, huschen vorbei. Andere nehmen sich Zeit für eine Antwort: „Nicht jetzt, aber trotzdem  – Frohe Weihnachten.“ Andere bleiben stehen, zögern und dann kommen sie näher ans Flatterband.

Sie wirken unsicher, fragend. Wir wechseln Sätze: „Was wünschen Sie sich zu Weihnachten? Wie werden sie es feiern?“ Und alles wird einfach. Der Parkplatz, die hupenden Autos, die anderen Kunden werden Hintergrundrauschen. Ich blicke in Augen. Blaue, grüne, braune, manche getrübt hinter Brillengläsern. 

„Gott ist der, der mich sieht“ sagt Maria, die Mutter Jesu. Sie sagt das etwas verschwurbelt: „Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.“  

Ich bin Pfarrerin, Kirchenbeamtin. Meine Existenz ist gesichert, weil Menschen auf einen Teil ihres Einkommens monatlich verzichten. Und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass ich ein Art „Konktaktlinse“ für diesen Blick Gottes sein muss. 

Daher ist es ganz leicht auf einem Parkplatz Menschen persönlich zu segnen. Ich kann Ihnen keine Garantie geben, dass sich ihre Wünsche erfüllen werden. Aber ich kenne Worte von der Macht des Trostes, der Hoffnung, der Liebe, die sich nun mit diesem Gegenüber verweben werden. Gott ist der, der mich sieht. Einen Wimpernschlag lang. Erhobene Hände. Kreuzzeichen. Dann höre ich wieder die Reifen auf dem Asphalt. 

Ich blicke in lächelnde Augen. Manche blinzeln Tränen fort.  Und dann gehen sie wieder. Ich blicke ihnen nach. Bilde ich es mir vielleicht nur ein? Sehen sie gestärkter aus?

Kerstin Hanke, Pfarrerin

Gott des Himmels und der Erden

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß

Am Sonntag „Trinitatis“ grüßt die Orgel mit einer Choralbearbeitung von Johann Gottfried Walther.

Singen Sie mit:
Hier der Liedtext und die Melodie – eingespielt von Martina Jasper.

Gott des Himmels und der Erden, 
Vater, Sohn und Heilger Geist, 
der es Tag und Nacht lässt werden,
Sonn und Mond uns scheinen heißt, 
dessen starke Hand die Welt, 
und was drinnen ist erhält. 

Hilf, dass ich mit diesem Morgen 
geistlich auferstehen mag 
und für meine Seele sorgen, 
dass, wenn nun dein großer Tag 
uns erscheint und dein Gericht, 
ich davor erschrecke nicht.

Geh aus, mein Herz

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß

Das Herz ist schon ein seltsames Organ. Es pocht, es schlägt, es hüpft, es kann zerbrechen. Der Lieddichter Paul Gerhardt traut dem Herzen noch mehr zu: Es kann Spazierengehen! Damit wir aber nicht ohne unseren Lebensmotor allein zurückbleiben, lädt er den Rest von Leib und Seele gleich zum Ausflug mit ein. Unterwegs treffen wir Lerche, Taube und Nachtigall. Schnuppern an Tulpen und Narzissen und hören Bienen summen und Schafe mähen. Ein Gute-Laune-Lied für den Pfingstausflug.

Der Chor Stimmungsvoll darf leider zur Zeit nicht gemeinsam proben. Aber sie haben dennoch das Sommerlied getrennt aufgenommen und die Stimmen wurden von Martina Jasper digital vereint.

Singen Sie mit:
Hier der Chor Stimmungsvoll mit drei der 15 Strophen:

Videomaterial: pexels.com / zur freien Verwendung
Geh aus, mein Herz und suche Freud
in dieser lieben Sommerszeit
an deines Gottes Gaben.
Schau an der schönen Gärten Zier
und siehe wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.
 
Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide.
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide,
als Salomonis Seide.
 
Ich selber kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
Ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen,
aus meinem Herzen rinnen.

O komm, du Geist der Wahrheit

Veröffentlicht am 1 KommentarVeröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß

 „Die beste Waffe im Kampf gegen Corona ist der gesunde Menschenverstand!“ 

Der Kabarettist blickt ernst in die Fernsehkamera. Er macht eine Pause und fährt fort:  „Wir sind verloren! Die meisten von uns sind unbewaffnet!“ 

Das Publikum johlt. Denn in dieser bissigen Pointe steckt mehr als ein Funken Wahrheit. Verschwörungstheorien wabern durch die Köpfe sorgenvoller Mitmenschen. Ihr Misstrauen gegen Politiker und Unternehmer wächst. Menschen demonstrieren, klagen an. Was tun?

In einer ähnlichen Lage sah sich 1833 der Gefängnispfarrer Philip Spitta. Er schreibt ein Lied: „O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.“ 

Spitta ist sich sicher: Wahrheit ist mehr als die eigene Meinung. Sie kommt von Austausch. Holt dich aus deiner Komfortzone. Wahrheit „besitzt“ man nicht. Um sie muss jeden Tag neu gerungen werden.

Als frommer Mensch vertraut Spitta auf den göttlichen „Geist der Wahrheit.“ Und er findet auch hier seinen Prüfstein: Das Evangelium, die frohe Botschaft. Die unterscheidet zwischen dem, was der Liebe, der Leben nützt und dem was den Menschen schadet.

Singen Sie mit:
Hier der Liedtext und die Melodie – eingespielt von Martina Jasper.

O komm, du Geist der Wahrheit, 
und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit, 
verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer, 
rühr Herz und Lippen an,
dass jeglicher getreuer 
den Herrn bekennen kann.
 
O du, den unser größter 
Regent uns zugesagt:
komm zu uns, werter Tröster, 
und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen 
und glaubensarmen Zeit
die scharf geschliffnen Waffen 
der ersten Christenheit.
 
Unglaub und Torheit brüsten 
sich frecher jetzt als je;
darum musst du uns rüsten 
mit Waffen aus der Höh.
Du musst uns Kraft verleihen, 
Geduld und Glaubenstreu
und musst uns ganz befreien 
von aller Menschenscheu.
 
Es gilt ein frei Geständnis 
in dieser unsrer Zeit,
ein offenes Bekenntnis 
bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben, 
trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben 
das Evangelium.

Morgenglanz der Ewigkeit

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß

Elvis lebt! Hat jemand mit Edding auf die Toilettenwand gekritzelt. Darum ein rotes Herz gemalt. Daneben steht „Hannah liebt Paul auf ewig“ und „Ich war hier“. Nun wissen selbst eingefleischte Fans, dass Elvis dank ihrer Treue „weiterlebt“. Solange dich jemand an dich erinnert, lebst du noch.

Eine Theorie, die auch vielen religiösen Menschen einleuchtet. Seit 2000 Jahren erinnern wir uns an einen Zimmermannsohn und Wanderprediger. Jesus lebt! Aber irgendwie nicht so richtig. Jedenfalls ist er nicht so da, wie deine Mutter, dein Freund, dein Nachbar. Aber es ist keine reine Gedenkkultur, was Christenmenschen an Himmelfahrt feiern. Sondern es ist ein Fest, das einen Spagat übt. Wie passt das zusammen, unser Leben und das „neue“ Leben, dass nicht auf der Erde, sondern im Himmel gelebt wird?

Dabei ist die Vorstellung von Himmel nicht unbedingt das Blaue, wenn wir den Kopf in den Nacken legen. Das Wort „Himmel“ ist zunächst das, was nicht irdisch ist. Wo unsere Beschränkungen von Raum und Zeit nicht gelten. Ein Ort, den wir nicht aus eigener Kraft erreichen können. Etwas, was größerer als unser Verstand und unsere Erkenntnis ist. An diesem Feiertag versuchen wir uns an diesen Ort heranzutasten. Wie gehen in die Irre und manchmal öffnet sich ein Spalt, durch den göttliches Licht fällt. 

In der Bibel schickt der auferstandene Jesus seine Anhänger mit einer klaren Botschaft in Welt. Erzählt von Gott. Dann segnet er sie. Während er das tut, „fährt in den Himmel auf“. Der Segen aber bleibt. Ganz irdisch. Ganz handgreiflich. Segen, der im Alltag sichtbar ist. 

Jesus lebt!?! Im 17. Jahrhundert hat Christian Knorr von Rosenroth hat für diese Botschaft poetische Worte gefunden. Er spricht vom „Morgenglanz der Ewigkeit“.

Dichten Sie mit:
Hier der Liedtext und die Melodie – eingespielt von Martina Jasper.

1) Morgenglanz der Ewigkeit, / Licht vom unerschöpften Lichte,
schick uns diese Morgenzeit / deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht / unsre Nacht.
 
2) Deiner Güte Morgentau / fall auf unser matt Gewissen;
lass die dürre Lebensau / lauter süssen Trost genießen
und erquick uns, deine Schar, / immerdar.
 
3) Gib, dass deiner Liebe Glut / unsre kalten Werke töte,
und erweck uns Herz und Mut / bei entstandner Morgenröte,
dass wir eh wir gar vergehn, / recht aufstehn.

Erfreue dich, Himmel – erfreue dich, Erde.

Veröffentlicht am 1 KommentarVeröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß

Sie rufen laut „Amen“, wenn Ihnen ein Gedanke besonders gut gefällt. Sie klatschen im Takt mit, wenn der Chor singt. Und wenn die Hände warm sind, dann reisst es sie von den Stühlen und sie tanzen. So mitreißend und begeistert habe ich amerikanische Glaubensschwestern und Glaubensbrüder erlebt. Getanzter Glaube, der Leib und Seele tüchtig durchschüttelt. 

Bei uns geht es da etwas bedächtiger zu. Klar, leuchten die Augen bei einem besonderen Lieblingslied. Aber, dass jemand aufspringt und los tanzt – im Gottesdienst – habe ich noch nicht erlebt. Das ist schade, finde ich.  Liegt an der Musikauswahl, mögen Sie einwenden. Stattgegeben! Aber auch im Gesangbuch verstecken sich einige Tanzmelodien. 

Das Lied „ Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde“ gehört dazu. Die Melodie ist uralt. 1697 erscheint sie im Straßburger Gesangbuch. Zar Peter I. regiert in Russland. In Leipzig wird das erste Mal eine Klassenlotterie veranstaltet. Der große Kriegszug der Osmanen wird bei der Schlacht bei Zenta gestoppt. 

Aber zwischen dem Aufstieg und Fall von Königreichen tanzen und singen die Menschen. Es ist eine Art Schreittanz mit kleinen Hüpfern und manchmal schon fast ein Walzer. Heiter und beschwingt kommt die Melodie daher. Ein Lied für die schöne Weihnachtszeit. 

Erst im Jahre 1963 textet die Theologin und Schriftstellerin Marie Luise Thurmair neue Strophen. Und aus dem Weihnachtslied wird ein Loblied auf die Schöpfung.

Viele haben zur Zeit Sorgen und kämpfen mit wirtschaftlichen Nöten. Und das ist bittere Realität. Doch das Lied ermutigt: Du bist viel mehr als ein Konsument oder ein Angestellter oder eine Unternehmerin! Du bist Teil dieser wunderbaren und komplexen Schöpfung. 

Tanzen Sie mit:
Hier der Liedtext und die Melodie – eingespielt von Martina Jasper.

Refrain: Auf Erden hier unten, im Himmel dort oben:
den gütigen Vater, den wollen wir loben. 
 
2. Ihr Sonnen und Monde, ihr funkelnden Sterne,
ihr Räume des Alls in unendlicher Ferne: Refrain
 
3. Ihr Tiefen des Meeres, Gelaich und Gewürme,
Schnee, Hagel und Regen, ihr brausenden Stürme: Refrain
 
 4. Ihr Wüsten und Weiden, Gebirg und Geklüfte,
ihr Tiefen des Feldes, ihr Vögel der Lüfte: Refrain
 
5. Ihr Männer und Frauen, ihr Kinder und Greise,
'ihr Kleinen und Großen, einfältig und weise: Refrain

Du meine Seele singe

Veröffentlicht am 1 KommentarVeröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß

Ich finde gerne Wörter, die vom Aussterben bedroht sind. Nasenfahrrad zum Beispiel, oder Pannschüppe. Aber wer kennt noch die „Schwermutshöhle“?

Es stammt aus der Feder Paul Gerhardts. Ein Mann, der im 30-jährigen Krieg aufwächst.  Unter Kriegstrommeln, Brandschatzung und Pestilenz. Er war Waisenkind und Internatszögling, Student, dann Hauslehrer. Jeden Tag der Woche bepredigt von lutherischen Pastoren. Von nüchternen, sprachgewaltigen, ernsthaften Männern. Gewöhnt an Diziplin und Denkzucht von Kindesbeinen an. 

Trotzdem findet er in seinen Gedichten zu einer intimen Sprache. Gerhardt grub die Schätze der mittelalterlichen Mystiker aus. Er polierte die biblischen Bilder, bis sie funkelten. Schrieb für die kleinen Leute Andachtsgedichte. Er holte Gott in die gute Stube, in den grünen Garten, an die sonnenbeschienen Wege. Es ist ein „Ich“, dass da beständig singt, nicht das große trotzige „Wir“ der reformatorischen Glaubenslieder. Es geht um mich – und um das,  was ich glaube. 

Gerhardt kennt nur zu gut die Höhlen der Sorge, Angst und Trauer. Aber es braucht nur 7 Töne in seinem Lied „Du meine Seele singe“  und es zieht dich aus dem Abgrund.

Probieren Sie es aus:
Hier der Liedtext und die Melodie – eingespielt von Martina Jasper.

Du meine Seele, singe, / wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge / zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben / hier preisen auf der Erd;
ich will Ihn herzlich loben, / solang ich leben werd.

Das „Unkraut“ Hoffnung

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Gemeinde

Er ist hartnäckig, tiefgründig und voller Überraschungen. Wer ihn in seinem Garten hat, steht vor der Wahl: Lasse ich ihn blühen oder rotte ich ihn aus – was sich allerdings als eine von vornherein verlorene Schlacht entpuppen wird? Trotz Spaten und Hacke, trotz Pflanzengift und brühendem Wasser: 

„Taraxum officinale“ – so der majestätische lateinische Name des Überlebenskünstlers – wird den Sieg davon tragen. Löwenzahn quetscht sich in Lücken zwischen Wegplatten und hält sein sonnengelbes Gesicht im schönsten Rasen in die Sonne. Lerne ihn zu lieben, lautet daher der weise Rat erfahrener Gärtnerinnen. 

Und warum auch nicht? Dieses „Unkraut“ ist durch und durch gesund. Seine bitteren Blätter sind gut für unsere Verdauung, die Blüten ergeben leckeren Sirup, die Wurzeln einen gesunden Tee. Und als Pusteblume hält er die Erinnerung an unbekümmerte Kindertage in uns wach.

Kein Wunder, dass der Löwenzahn in der christlichen Tradition verehrt wurde. Bevor die Osterglocken ihm den Rang streitig machten, war er „die“ Osterblume. Sein leuchtendes Sonnengelb stand für die unbesiegbare aufgehende Sonne Jesus Christus. Die Verwandlung der absterbenden Blütenblätter zur federigen Pusteblumenschopf erzählte anschaulich von der Auferstehung. Wie ein starker Löwe sei Christus in das Reich des Todes hinabgestiegen, beschreiben es mittelalterliche Gesänge. Die Liebe Gottes überflutet die Welt wie der fallschirmartige Pusteblumensamen. 

Seitdem blüht den Menschen die Hoffnung. Sie drängt sich in die kleinste Ritze, sie sprengt Asphalt und sprenkelt Trümmerlandschaften mit Sonnenlicht. 

Hoffnung ist keine Zierpflanze für die guten Tagen. Hoffnung ist wie ein Wildkraut, das auch ohne Dünger und Stützstäbe wuchert. In dieser Osterzeit, in der wir nicht nebeneinander singen, beten und essen werden, sind wir gezwungen andere Formen zu finden. Das ist bitter. Um so wichtiger wird es, das Gute zu entdecken und wertzuschätzen. 

Freuen wir uns an den ersten Löwenzahnblüten, die noch etwas verschämt in die Sonne blinzeln. Denn wir haben Hoffnung bitter nötig. Auch wenn Krankheiten, Krisen und Katastrophen uns die mit Gewalt aushacken wollen. Und wenn Ihre Hoffnung gerade etwas welkt, schauen Sie mal auf den Straßenrand, in den Hinterhof, auf ein Stück Brachland. Ich bin mir sicher, Sie entdecken dort einen Ostergruß.

Ein Beitrag von Pfarrerin Kerstin Hanke

Karfreitag – der stille Feiertag.

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Gemeinde

Verwaiste Straßen, keine Konzerte, keine Disco. So haben sich viele das immer zurückgewünscht. Ein Tag, der das gewohnte Leben unterbricht. Der dir gehört! Ohne Ablenkung! Wo du dir schmerzlich klarmachst, jedes Leben ist endlich. Was tust du also mit diesem kostbaren Geschenk? Lachst du genug, liebst du genug, bist du erfolgreich? Versäumst du wichtige Dinge? Riskiert du etwas, wenn es Dir wichtig erscheint?

Karfreitag zieht eine nüchterne Bilanz. Da war einer, der sich für die Menschen begeisterte, der sich einsetzte, heilte, stritt für ein lebenswertes Leben. Und der sich dann die Frage stellen musste, ist es das wert? Gut genug, dass ich damit meinen Tod herausfordere? An seine Entscheidung erinnert der Karfreitag. 

Ein weiterer Gedenktag für ihn und für die Menschen, die verschleppt, gefoltert und ermordet wurden. Die vielen großen Heldinnen und Helden, die unschuldigen Opfer, und die Massen, die längst vergessen sind. 

Auch wenn eine Entscheidung konsequent und tapfer ist, kostet sie dich dein Leben. Was nutzt dir dann das Gedenken? Und selbst wenn etwas bei den Nachgeborenen davon weiterlebt?

Nichts.

Dieser Tag und der morgige sind eine Zumutung. Selbst die Musik verstummt. Es gibt keine Lieder mehr zu singen. Du hast deine Zeit auf Erden und danach wartet nur noch das Grab. 

Die einen halten diese Erkenntnis ihr Leben lang aus. Für sie gibt es nichts zu hoffen und zu beten. Sie feiern ihr Leben, so gut sie können. Ich verstehe das. Ich halte das für konsequent. Dein Leben? Mach das Beste draus. 

Nur woher weiss ich eigentlich, was das Beste ist? Gibt es da noch eine Steigerung. Lebe ich vielleicht nur besser? Gar nur gut?

Karfreitag ist der „Ist-Zustand“ des Lebens. Der Tod aktualisiert sich überall auf der Welt jede Sekunde. Auf den Intensivstationen, in den Flüchtlingslagern, auf einer Parkbank. 

Und wenn ich nicht Ostern dazu denken kann, dann ist und bleibt das so. Ostern ist der „Best—Zustand! Der eine, der sich hinrichten ließ, richtete sich wieder auf. Rückte das Verhältnis von Tod und Leben zurecht. Ließ das Grab und den Gestank von Mord und Todschlag hinter sich. 

Nein, sie erkennen ihn nicht, die nur den Karfreitag als „Ist-Zustand“ kennen. Seine besten Freundinnen und Freunde hielten ihn für einen Fremden, den Gärtner, einen Geist. Denn er hat seine Individualität mit dem Leichentuch abgelegt. Daher muss er sich auf ihre Person einlassen. Mit ihrem Namen: Maria! Einem vertrauten Ritual: Brotbrechen. Mit dem Körper, der ihnen vertraut war: Der durch verschlossene Türen geht. 

Fremd und vertraut zugleich. Wie ein Babyfoto, in der man mit großer Mühe das Lächeln der 80-jährigen ausmachen kann. Und es gelingt. Seitdem hoffen Menschen trotzig gegen den Karfreitag an.

Weil wir in unserem Körper leben und in unserem Bewusstsein, spüren wir eine klare Begrenzung, die wir nur schwer überschreiten können. 

Ostern ist ein Trainingsprogramm über diese Grenzen zu blicken und etwas Größeres, Helles, Heiliges zu spüren: Den „Best-Zustand“.