O komm, du Geist der Wahrheit

Veröffentlicht am Veröffentlicht in Der musikalische Sonntagsgruß

 „Die beste Waffe im Kampf gegen Corona ist der gesunde Menschenverstand!“ 

Der Kabarettist blickt ernst in die Fernsehkamera. Er macht eine Pause und fährt fort:  „Wir sind verloren! Die meisten von uns sind unbewaffnet!“ 

Das Publikum johlt. Denn in dieser bissigen Pointe steckt mehr als ein Funken Wahrheit. Verschwörungstheorien wabern durch die Köpfe sorgenvoller Mitmenschen. Ihr Misstrauen gegen Politiker und Unternehmer wächst. Menschen demonstrieren, klagen an. Was tun?

In einer ähnlichen Lage sah sich 1833 der Gefängnispfarrer Philip Spitta. Er schreibt ein Lied: „O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.“ 

Spitta ist sich sicher: Wahrheit ist mehr als die eigene Meinung. Sie kommt von Austausch. Holt dich aus deiner Komfortzone. Wahrheit „besitzt“ man nicht. Um sie muss jeden Tag neu gerungen werden.

Als frommer Mensch vertraut Spitta auf den göttlichen „Geist der Wahrheit.“ Und er findet auch hier seinen Prüfstein: Das Evangelium, die frohe Botschaft. Die unterscheidet zwischen dem, was der Liebe, der Leben nützt und dem was den Menschen schadet.

Singen Sie mit:
Hier der Liedtext und die Melodie – eingespielt von Martina Jasper.

O komm, du Geist der Wahrheit, 
und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit, 
verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer, 
rühr Herz und Lippen an,
dass jeglicher getreuer 
den Herrn bekennen kann.
 
O du, den unser größter 
Regent uns zugesagt:
komm zu uns, werter Tröster, 
und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen 
und glaubensarmen Zeit
die scharf geschliffnen Waffen 
der ersten Christenheit.
 
Unglaub und Torheit brüsten 
sich frecher jetzt als je;
darum musst du uns rüsten 
mit Waffen aus der Höh.
Du musst uns Kraft verleihen, 
Geduld und Glaubenstreu
und musst uns ganz befreien 
von aller Menschenscheu.
 
Es gilt ein frei Geständnis 
in dieser unsrer Zeit,
ein offenes Bekenntnis 
bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben, 
trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben 
das Evangelium.

Kommentare sind geschlossen.