GESCHICHTE DER EV. KIRCHENGEMEINDE DO-WICKEDE

Die bäuerliche Ansiedlung an der alten Handelsstraße Hellweg wird um 1220 erstmals in der Vogteirolle des Friedrich von Altena-Isenberg namentlich erwähnt.

Um 1250 wird die Johanneskirche fertiggestellt (seit der Reformation 1560 evangelisch).

1846 wird an der Gemeindegrenze zu Holzwickede die Zeche Norm in Betrieb genommen, die allerdings bereits 1865 aus wirtschaftlichen Gründen wieder geschlossen wird. Reste der Betriebsgebäude bleiben bis in die 1990er Jahre erhalten und werden erst im Zuge der Flughafenerweiterungen beseitigt. 1854 wurden im Osten des Ortes die Schächte 1 und 2 der Zeche "Massener Tiefbau" abgeteuft. 1925 erfolgte die Schließung dieser Schächte und der Schächte 3/4 in Massen Nord.

Am 26. August 1906 wird Wickede über die Elektrische Straßenbahn des Landkreises Dortmund an die Dortmunder Innenstadt sowie die Stadt Unna angebunden.

Mit der kommunalen Gebietsreform wird das zuvor selbstständige Wickede am 01.04.1928 Teil der Großstadt Dortmund.

Wickede war kein unbedeutendes Dorf

Als die Bürger zu Soest und Lippe die lutherische Religion angenommen hatten, wurde auf Sonnabend nach Pauli Bekehrung 1532 ein Landtag nach Wickede berufen, auf welchem die Abgeordneten von Soest und Lippe erschienen und den Vortrag anhörten. Es konnten aber weder die clevischen Räte noch die Landstände sie bewegen, die einmal angenommene Religion zu verlassen.

Auf Lambertustag kam Herzog Wilhelm selbst hierher. Die Abgeordneten aber erklärten, sie wollten in allen Stücken ihrem Landesherrn Gut und Blut opfern, aber in dieser Sache die das Gewissen beträfe, könnten sie sich nichts vergeben.

Im Jahre 1540 wurde noch einmal ein Landtag gehalten. Auch der hat es nicht vermocht, die wachsende Verbreitung der reformatorischen Lehre zu verhindern.

Wie im 16. Jahrhundert die Reformation in der Grafschaft Mark schnell von einer Gemeinde zur anderen überging, so hat auch das Kirchspiel Wickede die Reformation angenommen.

Es ist höchstwahrscheinlich, dass auch in Wickede wie in manchen anderen Gemeinden der Grafschaft Mark nicht die Geistlichen, sondern die Pfarrkinder sich für den Evangelischen Glauben entschieden haben.

Nach von Steinen Westfälischer Geschichte Bd. II von 1755 hat der Vikar Herling im Jahre 1560 in Wickede öffentlich die Evangelischen Lutherische Lehre verkündet

Pfarrer Tewaag (1820 - 1874) schreibt: "Diese Angabe ist auch begründet, denn es findet sich noch jetzt im Kirchenarchiv ein eigenhändiges Schreiben von dem Vicarius Johannes Herling, Sohn des vorigen Herling datiert Wickede, den 17. Mai 1613, in welchem er sagt, dass ihm diese Vicarie ad vitam confezirt, und dass er und sein Vater sin successive (allmählich eintreffend) über 50 Jahre unter gehabt und durch viele Mühe in gutem Zustand gebracht hätten.

Auf Grund dieser Angaben konnte im Jahre 1960 die Evangelischen Kirchengemeinde Wickede das 400-jährige Reformations-Jubiläum feiern. Der Name des zu dieser Zeit in Wickede amtierenden Pfarrers und seine Einstellung zur Reformation ist nicht bekannt.

Am 6. März 1611 haben Pastor Peter Crite und Johann Herling als Vikar an der ersten märkischen gehaltenen Generalsynode in Unna teilgenommen und sich zum Heidelberger Katechismus bekannt, und sich verpflichtet bei der Abendmahlsfeier das Brechen des Brotes einzuführen. Die Mehrzahl der Lutheraner weigerten sich die Neuerungen anzunehmen.Auf der ersten Märkischen Generalsynode der Lutheraner in Unna am 02. und 03. Oktober 1612 werden Crite und Herling nicht ausdrücklich erwähnt.

Es ist daher wahrscheinlich, dass auch Crite und Herling auf dieser Synode zugegen waren, auf der sich die evangelischen Kirchengemeinden die presbyterial-synodale Verfassung gaben, durch welche die Leitung der Gemeinde das Recht der Pfarrwahl, die kirchliche Vermögensverwaltung und Armenpflege sowie Kirchenzucht in die Hände der Ältesten (Presbyter) gelegt wurden.

Auch in der Kirchengemeinde sind in der Zukunft die Pfarrer von den Ältesten der Gemeinde gewählt worden, wobei dann stets die ganze Gemeinde beteiligt war. Jedoch behielt das Kloster Cappenberg auch nach der Einführung der Reformation und der neuen Kirchenordnung das Patronatsrecht über die Gemeinde. Dieses bereits seit dem 12. Jahrhundert bestehende Recht hatte zur Folge, dass die Gemeinde für den von ihren Ältesten gewählten Pastor die Collation (Berufung) des Probstes zu Cappenberg beantragen musste.

Die Chronik der reformierten Gemeinde von Wickede beginnt mit dem reformierten Pastor Peter Crite. Ihm folgte Winoldus Schimmel, der auf Grund der neuen Kirchenordnung gewählt und vom Probst zu Cappenberg berufen wurde. Gemeinsam mit dem Vikar Johann Herling nahm er an der reformierten Gesamt-Synode am 14. und 15. Juni 1616 in Hamm teil. Pastor Winoldus Schimmel wirkte nicht lange in Wickede.

Bereits zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges war Bernhard Magirus dictus Alstein Pastor zu Wickede. Die Ältesten der Gemeinde hatten ihn gewählt im Vertrauen darauf, dass er sich zur lutherischen Lehre bekennt. Nachdem er sich aber seinen Sohn Johann Georg zum Gehilfen hat bestellen - "adjunktieren" - lassen, bekannte er sich öffentlich zur reformierten Lehre und führte das Brechen des Brotes bei der Feier des Abendmahles ein. Die Gemeinde verklagte ihn darum beim Probst zu Cappenberg und verlangte eine Abberufung (Remotion). Der Probst blieb bei seiner Entscheidung. Alstein wurde nicht nur in seinem Amt neu bestätigt, auch die Kirche wurde mit allen Einkünften einschließlich der Einkünfte aus der am 24. Oktober 1465 von Johann Echtermann gestifteten Vikarie bedacht.

Eine kleine sich von der Gemeinde abgespaltete Gruppe zählte zu seinen Freunden. Den Lutheranern aber, sie bildeten den größten Teil der Gemeinde, blieb jede kirchliche Sammlung versagt. Sie befanden sich nach der Trennung von den Reformierten in einer misslichen Lage - sie gingen fortan nach Asseln zum Gottesdienst. Die reformierte (Calvinisten) Gemeinde, der die alte Pfarrkirche, Pfarrhof, Schule, Kantorenhaus sowie fast das gesamte kirchliche Grundvermögen gehörten und die Einkünfte aus den kirchlichen Stiftungen zuflossen, hatten nur eine geringe Mitgliederzahl.

Erst nach jahrelangen Prozessen erhielten die Lutheraner auf Grund eines kurfürstlichen Patents ihm Jahre 1649 das Recht der freien Religionsausübung zurück. Jetzt gab es in Wickede zwei evangelische Kirchengemeinde. Der erste lutherische Pfarrer war Heinrich Schwartz, der von 1649 bis 1656 hier wirkte. Ihm ist es zu verdanken, dass die freie Religionsausübung den Lutheranern wieder zugestanden wurde.

Die Witwe des Bernd von Romberg, Clara Christina von Romberg geb. Stael von Holstein, die Herrin des adligen Hauses zu Massen ließ um 1650 eine kleine Kirche (Kapelle) ohne Turm und Glocken am Kapellenufer (Bockumweg) bauen. Die Bewohner des Adelshauses Massen hielten sich zur lutherischen Gemeinde. Die Gemeinde musste große Opfer bringen um Kirche und Schule zu unterhalten und Prediger anstellen zu können.

1752 war die Kapelle so baufällig geworden, dass sie repariert werden musste. Wegen Mangel an kirchlichen Vermögen musste sie geschlossen werden. Das Bestehen der Lutheraner, die alte Kirche mitbenutzen zu können, scheiterte an dem Widerstand der Reformierten.

Pastor Johann Heinrich Fabricius von der luth. Gemeinde und sein Kirchenvorstand wandten sich am 19. Mai 1753 an König Friedrich II. von Preußen, mit der Bitte eine Hauskollekte in den preußischen Landen zur Erneuerung und Erweiterung ihrer Kapelle anzuordnen. Der König lehnte die beantragte Kollekte ab, befahl aber 1754 die gemeinsame Benutzung (Simultaneum) des Gotteshauses. Auch jetzt noch weigerten sich die Reformierten, den Lutheranern die Kirche zur Mitbenutzung zu öffnen. Der König ließ daraufhin Soldaten aus Hamm einmarschieren. Erst dann beugten sich die Reformierten dem königlichen Befehl.

Am 24. März 1756 konnten die Lutheraner erstmalig einen Gottesdienst in der alten Kirche feiern. Im einzelnen bestimmte das "Dokument über das in der Kabinetts-Ordre vom 13. April 1754 angeordnete Simultanem". Das gemeinsame Nutzungsrecht beider Gemeinden an der Kirche hat 70 Jahre bestanden.
 
Über das äußerst gespannte Verhältnis zwischen den beiden protestantischen Bekenntnissen schreibt der reformierte Pfarrer Friedrich Carl Zahn: "Die Getrenntheit in zwei Hälften ist die Liebe, Eintracht, Sittlichkeit und das äußere Wohl des Dorfes von unberechenbarem Nachteil gewesen. Sie gab immer Anlass für das Rivalisieren und das Übergewicht im Dorfe, sowohl bei den Laien, als auch bei den Geistlichen. Die Einteilung des Simultanemus, die Teilung der Mark und der Gemeinheiten vermochten nicht den Dualismus zu beseitigen. Es blieb das liebleere, parteisüchtige, zwiespältige, hadersüchtige Dorf."

Erst ein Dekret des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde die Zusammenführung von Lutheraner und Reformierten zur Altpreußischen Union vollzogen.

Pfarrer Zahn (1819 - 1858), er war der präzise Chronist unserer Gemeinde, hat mit viel Mühe und Geduld 1833 zu der Vereinigung beigetragen.

Die Unionsurkunde ist unterschrieben am 20. September 1833 von Pfarrer Zahn und Pfarrer Tewaag. Seit diesem Zeitpunkt ist die evangelische Kirchengemeinde eine Gemeinde unierten Bekenntnisstandes, in der die Augsburgsche Konfession und Luthers Katechismus gilt.

Erst 1838 - so lange hatte es gedauert - konnte der erste gemeinsame Gottesdienst gefeiert werden. Endlich waren neue Sitzbänke angeschafft und Emporen errichtet worden.

Bis 1858 hatte die unierte Kirchengemeinde zwei Pfarrer, einen lutherischen und einen reformierten. Nach dem Tod des Pfarrers Friedrich Carl Zahn am 27. März 1858 übernahm Pfarrer Tewaag die alleinige Leitung der Gesamtgemeinde.

 

 

Wickede, im Januar 2009
Marianne Dülken

Quellen:

Kirchenarchiv

Kirchenbücher

Lagerbücher

Zahn, Friedrich Carl: Chronik des Dorfes Wickede (Kirchenbesitz)

JOHANNES-KIRCHE

Bei der Johanneskirche handelt es sich um eine westfälische Hallenkirche aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. Sie wurde um 1250 als dreischiffige, zweijochige Hallenkirche mit gerade geschlossenem Chor und Westturm gebaut. Die Kirche wurde über einem Vorgängerbau errichtet. In den Jahren 1960-61 fand eine grundlegende Restaurierung des Außenbaues statt. Im Rahmen dieser Sanierung wurde der alte Zementputz aus dem 19. Jahrhundert entfernt. 1970 bis 1972 wurde der Innenraum komplett saniert. Hierbei wurden die hölzernen Emporen entfernt. Die aufgedeckten Fragmente von Gewölbemalereien mussten wegen der statischen Sicherung der Gewölbe aufgegeben werden.

Johannes-Kirche alt
Johannes-Kirche alt

Die beiden Bilder zeigen die Johanneskirche in der Süd-Ost-Ansicht. Die Aufnahme links ist aus dem Jahre 1890, rechts ist eine aktuelle Aufnahme aus dem Jahr 2018. Auf dem rechten Bild ist der äußere Schutzanstrich deutlich zu sehen, der 1996 aufgebracht wurde, um den Sandstein vor Verrottung durch schädliche Umwelteinflüsse zu schützen.

Die Bilder zeigen den Altarbereich im Wandel der Zeit (1920 / 1932 / 2018).
Auf dem Bild in der Mitte sind die Deckenbemalungen im Altarbereich deutlich zu erkennen.

STIFTUNG JOHANNES-KIRCHE

 

>> Informationen werden demnächst ergänzt. <<

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HISTORISCHE AUSGABE VON GEMEINDE AKTUELL VON 1973

In diesen Tagen wurde beim Stöbern in alten Fotokisten eine "historische" Ausgabe der "Gemeinde Aktuell" aus dem Jahre 1973gefunden. Damals wurde das Heft verantwortlich von den Herren Bernhard Schmidt und Norbert Schipke erstellt. Aufmacher dieser Ausgabe war die Eröffnung des Kindergartens in der Meylantstraße. Leider sind nur noch die Umschlagseiten (Seiten 1, 2, 19 und 20) erhalten: Wir haben die Seiten für Sie digital aufbereitet und zum herunterladen bereitgestellt.